Berichte
 

Sa volta del sol
Herbstliche Sonnentour von Ballermann bis Cala Rajada

 


Mit dem Seekajak an Süd- und Ostküste Mallorcas

"Du spinnst!". Sofort erscheinen die Bilder meiner Vorurteile vor meinem inneren Auge: aus Eimern trinkende Ballermänner und hässliche Bettenburgen für Pauschaltouristen. Doch Hans hat bereits zu "Malle" gegoogelt: "Im Oktober sind Luft und Wasser noch warm, es gibt einen Billigflieger und einen Kajakverleiher. Und es gibt bislang fast keine Tourenberichte. Also ideale Bedingungen für unsere alljährliche kleine Expedition." "Aber alle sprechen deutsch, ein Hotel reiht sich an das andere, die Strände sind überfüllt ….". Doch Hans lässt nicht locker: "Als toleranter Europäer solltest du deine Vorurteile ruhig mal überprüfen." Touché. Also: ab nach Malle.
Bevor es dann Anfang Oktober losgeht, müssen wir die Folgen eines wahren Vorurteils - unserer schwäbischen Sparsamkeit - ausbaden und unser Gepäck auf 15 kg schrumpfen - da wird die Frage der Zweitunterhose existentiell. Angesichts des Dicken auf dem Nebensitz fragen wir uns, ob eine Änderung der Mitnahmebedingungen hin zu einem Gesamtgewicht von Mensch und Gepäck nicht viel gerechter wäre. Oder hat der seine ganzen Klamotten einfach schon angezogen?
Der Altweibersommer reicht in Süddeutschland gerade seinen Abschied ein, morgen soll die Schneefallgrenze auf 1000 Meter sinken. Da tut der Wechsel auf die Balearen der Seele gut. Natürlich haben wir für die erste Nacht in Palmas Lustviertel S'Arenal gebucht und bummeln erstmal am berühmten Strand entlang: Oktoberfest, Oben ohne Bar, Riesenbockwurst, alles ist doppelt so Deutsch wie in der Heimat. Die Pizzeria heißt nicht "Napoli" sondern "Beim Sepp". Der Laden um die Ecke bietet die berühmten mit Sangria gefüllten Eimer an. Meine Vorurteile triumphieren.
Aber wir wollen ja paddeln und machen uns am nächsten Morgen auf in den Supermercado, um Essen und vor allem Süßwasser für die kommenden 9 Tage zu besorgen, denn um 11 Uhr werden wir vom Bootsverleiher abgeholt. Matthias Soeder ist ein sympathischer Betriebswirt und Profifotograf, der hier seit 11 Jahren Incentives für (hauptsächlich) deutsche Firmen organisiert und uns drei Rainbow Laser samt verstellbarer Carbonpaddel ausleiht. Die Boote erweisen sich als kippstabil und trotzdem schnell. Ersatzpaddel, wasserdichte Säcke,  Wasserpumpe – wir fühlen uns bestens ausgerüstet. Dass die Boote keine Steueranlage haben, stört nur am Anfang und am dicken Ende.
Aber dazu später mehr …                
                                                                                                                         Frank Raumel