Berichte

Stromschnelle BC Süd – die Riß zur Jahrhundertflut

 
 

Wie aus Kübeln hat es geregnet, nein geschüttet. Die Wiese um das Liebherr-Verwaltungsgebäude hat sich in einen See verwandelt, der Wolfentalbach schießt brüllend in die Riß. Daß er auch Anstalten macht, das Rechenzentrum der Kreissparkasse zu besuchen, ahnen wir nicht. Wir sind fasziniert von den elementaren Gewalten, die über unsere sonst so friedliche Trainingsstrecke unterhalb der Handtmannbrücke hereinbrechen. Wo ehemals Uferbuhnen das Wasser zur Mitte lenkten, tobt ein Höllenrücklauf; wo die Grundschwelle eine kleine Walze verursachte, türmt sich ein kindsgroßer Wellenberg. Unser Pegelstab ist längst in den braunen Fluten untergegangen, die unterste Treppenstufe ist weggespült.

 Foto: Mai-Compter

Etwas unschlüssig mustern wir die wildgewordene Riß. Trauen wir uns, oder lieber doch nicht? Die Angermühle dürfte das Boot auffangen im Falle eines unfreiwilligen Ausstiegs, aber erreichen wir schwimmend das Ufer?

Der (Über)Mut besiegt die Angst. Vorsichtig gleiten wir von der gar nicht mehr hohen Uferböschung ins Wasser, das wie flüssige Erde aussieht. Das Boot folgt den Paddelaktionen, der Mut steigt. Zielsicher steuern wir die erste Walze an, staunen ob der Wasserkraft, die uns spielend im Rücklauf festhält. Was ist eigentlich sonst an dieser Stelle?

Ausfahrt aus der Walze. Ohne den diskreten Schutz des Ufers wird das kleine Spielboot mit brutaler Kraft gepackt, in die größten Wellen gedrückt. Plötzlich agiere ich nicht mehr, kann gerade noch reagieren. Ein großer Ast kommt geschwommen, dann ein Stück eines hölzernen Gartenzauns. Darin sich zu verfangen wäre fatal. Wie ein Würfel im Würfelbecher komme ich mir inzwischen vor. Die Wellen spielen mit uns, haben ihre Ordnung aufgegeben. Kaum meinen wir, eine zum surfen geeignete Flanke gefunden zu haben, ändert die Welle ihre Richtung und stülpt uns um. Dank des winterlichen Eskimotiertrainings im Legerbad laufen die Bewegungen der Eskimorolle ganz automatisch ab. So beschränken sich die Kenterungen auf ein kühles Oberkörperbad.

Nach einer Stunde heftigen Kämpfens geht der Atem keuchend, die Arme sind schwer. Klasse aber war's. Hoffentlich gibt es bald mal wieder so einen guten Wasserstand.

Nach intensivem Duschen flimmern wenige Stunden später die Bilder aus Niederbayern und Österreich über die Mattscheibe. Betroffen und kleinlaut nehme ich den Wunsch nach einer Wiederholung zurück ....

Compter