Ski und Rodel schlecht |
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Wolkenfetzen ziehen das Balderschwanger Tal hoch, entleeren sich im feinen Sprühregen diesseits des Riedbergpasses. Die heftigen Schneefälle der letzten Tage sind in Dauerregen übergegangen, doch noch ist die Straße gesäumt von hohen Schneewällen. In den Cafes und Schihütten sind die Scheiben beschlagen, die wenigen Langläufer schieben sich mühsam durch die wassergefüllten Loipenspuren. Ein Bächlein hat seinen Lauf wiedergefunden und strebt, die umgepflügte Piste teilend, der Bolgen-ach entgegen. Bis zu den Knöcheln im Matsch stehend ziehen wir uns um am Gschwandtlift in Balderschwang. Es wird kalt werden, also Mütze auf und einen zusätzlichen Fleecepulli darunter. Handschuhe wären auch nicht schlecht aber man hat so einen schlechten Griff um den -- nein nicht Skistock –um den Paddelschaft. Wir sind nämlich nicht von der Ski- sondern von der Kanuabteilung. Und im Gegensatz zu den Kollegen können wir den sich auflösenden Pisten und Loipen durchaus etwas abgewinnen. Wasser in seiner eigentlichen Form, sehr viel davon sogar. Die Spannung steigt, keiner von uns kennt den Fluß, nicht einmal der aktuelle DKV-Flußführer: „Die Bolgenach wird total zur Bregenzer Ache abgeleitet und ist damit nicht mehr fahrbar.” Danach sieht es aber beileibe nicht aus. Die erste kleine Stufe unter der Brücke ist problemlos ganz rechts fahrbar, keine Steine im Unterwasser.
Foto: Compter Dann die ersten engen Kurven und Abfälle. Unübersichtlich, aber fair. Das Bachbett weitet sich und mehrere große Fichten liegen quer über dem Wasser. Keine Durchfahrt möglich, wir müssen hüfttief im Schnee stapfend das Hindernis umtragen. Schnee kriecht unter meinem Neoprenanzug bis zu den Knien hoch; die Füße in den Socken - Schuhe hab’ ich keine an, damit paß’ ich nicht ins Boot - sind inzwischen gefühllos. Die Schwierigkeiten nehmen langsam zu. Immer wieder ist der Flußlauf vom Boot aus nicht zu beurteilen. Gerhard wagt sich zu weit vor und verpaßt das letzte Kehrwasser. Zwischen mehreren autogroßen Felsbrocken stürzt sich der Fluß unvermittelt zwei Meter in die Tiefe. Nur eine gekonnte Eskimorolle verhindert, daß er hilflos in die rindenlosen Äste eines einstmals mächtigen Laubbaums getrieben wird. Einzeln fahren wir nun die Schlüsselstellen; die Kameraden stehen mit wurfbereiter Rettungsleine am Ufer. Ein heimtückischer, halb überspülter Block bringt „Lala“ in Bedrängnis. Durch einen blitzschnellen Konterschlag kann er dem Hindernis noch ausweichen, doch dann zieht ihn das Kehrwasser hinunter. Zum Rollen ist es zu flach, Steine schlagen gegen Schwimmweste und Helm. Zeit, das Boot zu verlassen. Schon fliegt die Rettungsleine... Nach der Straßenbrücke bei der Löchle-Alm versperrt ein unfahrbarer Abfall die Weiterfahrt. Besichtigungen und Sicherungsmaßnahmen haben eh schon zu viel Zeit verschlungen. Wir brechen deshalb unser Abenteuer ab. Die Autobesitzer werden losgeschickt, ihre Autos herzuholen. Ein Skiläufer auf der Rückfahrt mit dem Auto erbarmt sich der beiden behelmten, nassen und frierenden Gestalten in der seltsamen Kleidung, die ihm die Daumen entgegenhalten. Vielleicht ein kleiner Triumph für alle frustrierten Skiläufer. Er sei ihnen gegönnt nach diesem großartigen Regentag! Hans-Joachim Compter |
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