Berichte

Tour d’Elba

Bilder
 

Impressionen einer Inselumrundung im Mittelmeer

Plötzlich ist der schwarze Kopf da. Aufgetaucht aus der aufgewühlten Gischt zwischen den Felsen, wie Nessie. Taucherbrille, Schnorchel, nur keine Uhr offenbar. Der Kopf fragt nach der Uhrzeit. Keine Ahnung, und wir werden bestimmt nicht unsere Paddel loslassen um nachzuschauen. Der Wind bläst kräftig aus Südost, drückt die Wellen in den kleinen Sund zwischen der Hauptinsel zur Rechten und dem Felseiland links. Immer wieder sind die anderen Boote außer Sicht, abgetaucht in tiefe Wellentäler. Geschwindigkeit stabilisiert, eine Kenterung jetzt wäre mit Blick auf die harte Brandung an steile Felsklippen fatal. Deshalb keine Gefälligkeiten für zeitlose Schwimmer. Drei Stunden kämpfen wir uns durch Schaumkronen und Wellenberge um das Kap “P. dei Ripalti”, dann endlich bietet der Gebirgsstock des Monte Calamita Schutz gegen den Wind. Die Angst klingt ab, der Adrenalinspiegel fällt, der Hunger kommt.

Es war allerdings der einzige wirklich kritische Tag während der "Tour d'Elba 2000" der TG Kanuabteilung. Sieht man von den zwei Sturmtagen ab, die wir auf einem Campingplatz an der Südküste festsaßen, herrschte die restliche Zeit herrliches Paddelwetter. Mit angenehmen Spätsommertemperaturen, 23°C Wassertemperatur und leeren Badestränden wartete die Insel im Toskanischen Archipel auf. In fünf Paddeltagen legten wir die  Umrundung im Uhrzeigersinn zurück. Vorbei an den alten Eisenerz-Tagebaustätten, die mit ihren zerfallenden Bauten abstoßend und geheimnisvoll-gruselig zugleich wirken zu den geschützten Sandbuchten im Süden. Entlang der schroffen Westküste, an der unter ungünstigen Wetterbedingungen lediglich eine winzige Bucht am Leuchtturm Schutz bieten könnte, ging es zur zerklüfteten Nordküste. Dort haben Wind und Wellen eine phantastische Szenerie aus malerischen Felsen, weißem Kiesstrand und türkisblauem Wasser geschaffen. Unter natürlichen Steinbögen hindurch tasteten wir uns hautnah an der Küste entlang, durch befahrbare Grotten, die uns in eine mysthisch-entrückte Welt versetzten. Start- und Zielpunkt der Tour war die Hauptstadt der Insel, Portoferraio, deren Festungsanlagen und Hafen uns nach 120 km signalisierten, daß sich die Umrundung dem Ende zuneigte. Aber es gibt ja noch andere Inseln ...

Text: Hans-Joachim Compter        Fotos: Anni Mai-Compter